Die (liechtensteinische) Welt braucht vor allem auch gesellschaftliche Innovationen.
von Silke Knöbl, Februar 2020
Blockchain revolutioniert die Finanzdienstleistungsbranche. Blockchain revolutioniert die Energiewirtschaft. Blockchain revolutioniert die Mobilität…
Ganze Länder, Regionen, Regierungen und Unternehmen sind auf den Blockchain-Zug aufgesprungen. Auch Liechtenstein. Das ist o.k. Die Technologie hinterfragt Prozesse in Unternehmen und Branchen grundlegend und macht diese effizienter, besser, günstiger, transparent.
Daneben dürfen aber gesellschaftliche Innovationen nicht vergessen gehen. Denn die Technik allein wird es nicht richten, um Zukunftsfähigkeit und ein gutes Leben für nächste Generationen zu schaffen und zu erhalten.
Positive Wirkung
Der Ansatz des sogenannten Social Entrepreneurships zeigt Wege auf, um soziale, ökologische und gesellschaftliche Probleme unternehmerisch zu lösen. Die Gewinnmaximierung steht dabei nicht im Vordergrund.
Durch die verschiedenen Krisen in den letzten 15 Jahren und – in der Folge – durch die immer weiter auseinandergehende Schere zwischen Arm und Reich ist das Bewusstsein für nachhaltige Lösungen für die Gesellschaft weiter gewachsen. Ungebremstes Profitstreben und Wachstum haben ihren Zenit erreicht.
Wirtschaft neu gedacht
Social Entrepreneurs entwickeln innovative Geschäftsmodelle für ökologische, soziale und gesellschaftliche Herausforderungen. Ein paar Länder haben den Nutzen bereits erkannt und fördern insbesondere soziales Unternehmertum:
- In Österreich ist Social Entrepreneurship neu im Regierungsprogramm 2020-2024 verankert.
- In Deutschland haben die SPD- und CDU/CSU-Bundestagsfraktionen Ende 2019 einen Koalitionsantrag eingebracht, um Social Entrepreneurship zu stärken. In beiden Ländern gibt es entsprechende Netzwerkplattformen, die sich länderübergreifend unterstützen.
- Die Europäische Union unterstützt Ideen und Projekte in diesem Bereich mit finanziellen Förderprogrammen.
- In der Schweiz gibt es keine eigene Social-Entrepreneur-Netzwerkplattform (Update 2021: Mit SENS gibt es nun eine Plattform in der Schweiz). Der Bundesrat fördert eine verantwortungsvolle Unternehmensführung (Corporate Social Responsibility) und hat dazu ein CSR-Positionspapier und einen Aktionsplan ausgearbeitet. Diese verfolgen zwar ähnliche Ziele, doch mit CSR konzentriert man sich nur auf einen Bereich und blendet andere wichtige Themen aus. Die CSR-Bestrebungen sind deshalb nicht mit der klaren Förderung von Social Entrepreneurs und mit neuem Wirtschaften gleichzusetzen.
Wüste oder Oase für Social Entrepreneurs in Liechtenstein?
Im Fürstentum gibt es weder eine Social-Entrepreneur-Netzwerkplattform noch ist die verstärkte Förderung von Social Entrepreneurs auf Regierungsebene ein explizites Thema. Bisherige Initiativen zur Förderung sind versandet oder wurden abgelehnt.
Was ist, wenn Liechtenstein ein Vorbild für andere Länder und Regionen wäre? Ein Hub für Nachhaltigkeit, neues Unternehmertum und gesellschaftliche Innovationen? Basierend auf Themen und Ideen, die unter anderem beim Teilprojekt «Mein Liechtenstein 2039» anlässlich des 300-Jahr-Jubiläums des Fürstentums Liechtenstein von der Bevölkerung entwickelt wurden. Zusammen mit ausgewählten Partnern in Liechtenstein wird ein Projekt erarbeitet. Eine Chance für uns alle! Update September 2020: Der Businessplan für die Idee des «Liechtenstein Labs» wurde leider nicht unterstützt. Mehr dazu gerne im persönlichen Gespräch.
Inhaltliche Quellen:
– Österreichisches Regierungsprogramm 2020-2024; ab Seite 94 EPUs & KMUs
– Pressemitteilung der SPD-Bundestagsfraktion in Deutschland
– Finanzierungsmöglichkeiten durch die Europäische Union
– CSR-Positionspapier und Aktionsplan des Schweizer Bundesrates
– Teilprojekt «Mein Liechtenstein 2039»
Bildquelle:
Pexels
Autorin:
Silke Knöbl mit und ohne KI ist Prozessbegleiterin für partizipatives Gestalten mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sowie Kommunikationsexpertin. Sie befasst sich vor allem mit (Bürger-)Beteiligung und Transformation und bringt auch demokratische Innovationen in Unternehmen, Schulen und Organisationen. Weitere Blogbeiträge von ihr finden sich in Silky Way – das Impactblog.