Unterwegs in geheimer Mission.
von Silke Knöbl, Mai 2025
Für viele Unternehmen ein Muss, für mich in der Vergangenheit auch manchmal ein kleines Mysterium. Man trifft sich zu einem ersten Gespräch, spricht über Projekte, Ideen und über eine mögliche Zusammenarbeit – und bekommt auch gleich ein Dokument vorgelegt, das gegenseitiges Vertrauen ausdrücken soll. Die Geheimhaltungsvereinbarung. Sie soll bei dieser Gelegenheit auch gleich unterschrieben werden.
In meiner beruflichen Selbstständigkeit im Bereich Kommunikation habe ich zwei solcher Vereinbarungen bei Erstgesprächen unterschrieben, mit Unternehmen, mit denen bis heute keine Geschäftsbeziehung entstanden ist. Natürlich: Was noch nicht ist, kann noch werden.
Gleichzeitig ist nach einigen Jahren «in geheimer Mission ohne Auftrag» mein Interesse längst weg und auch der Fokus verändert – zumindest meiner.
Ob ich heute noch zu so einem Gespräch erscheinen würde? Eher unwahrscheinlich. Wenn doch, dann würde ich mich wohl anders vorstellen:
«Gestatten, Bond. James Bond. Wissen Sie, Silke Knöbl ist nur mein Agentenname.»
Dann bestelle ich einen Himbeersaft – geschüttelt, nicht gerührt – und beobachte, was passiert. Ich höre zu. Ich frage, wie es meinem Gegenüber wirklich geht. Und was Zusammenarbeit für uns beide eigentlich bedeutet – jenseits von Vereinbarungen und vorauseilender Absicherung.
Beziehung und Vertrauen entstehen nicht durch Unterschriften. Sie entstehen im echten Kontakt.
Am liebsten treffe ich Leute in der Natur für ein Gespräch. Bei einem Spaziergang zum Beispiel. Im Naturbüro quasi.
Die Natur als idealer Raum für vertrauliche Gespräche? Abhörsicher ist sie kaum. Es gibt dort Wanzen, sehr viele sogar – sie sind sehr wichtig für ein funktionierendes Ökosystem.
Und alle Tiere haben Ohren – manchmal eben nicht sichtbar wie zum Beispiel bei der Schnecke. Und auch die Blumen spitzen ihre Ohren, nehmen wahr und wachsen dann, wenn die Biene summt und brummt.
Und wenn wir dann am Schluss des Gesprächs merken und spüren, dass wir von nun an gemeinsam etwas bewegen möchten, dann reicht vielleicht auch ein ehrlicher Handschlag. Zugegeben: etwas altmodisch. Aber dafür verbindend, menschlich und echt.
Autorin:
Silke Knöbl ist Prozessbegleiterin, systemische Coachin und Kommunikationsspezialistin (auch für Leichte und einfache Sprache). Sie begleitet Menschen in Veränderungsprozessen und befasst sich vor allem mit Selbstwirksamkeit, (Bürger-)Beteiligung und Transformation. Weitere Blogbeiträge von ihr finden sich in Silky Way – das Impactblog.
Bildquelle:
Archiv Textimum
Inhaltliche Natur-Quellen:
– https://www.planet-wissen.de/natur/sinne/hoeren/pwiedasgehoerdertiere100.html
– https://www.nationalgeographic.de/tiere/2019/12/blumen-hoeren-das-summen-der-bienen
– https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/wanzen/index.html