Warum man auf eine geschlechtergerechte Sprache achten sollte.
von Silke Knöbl, Dezember 2021
Besucherinnen und Besucher? Besucher:innen? Oder so: alle, die da waren?
Das Amt für Soziale Dienste – Fachbereich Chancengleichheit – hat einen Leitfaden für die geschlechtergerechte Sprache herausgegeben. Gute Sache.
Im Gespräch mit anderen Menschen merke ich immer wieder, dass das Thema provoziert.
Wer jedoch das Buch «Unsichtbare Frauen – wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert» liest, sieht das Thema differenzierter und auch umfassender. Die Autorin hat Studien und Recherchen aus der ganzen Welt zusammengetragen. Diese zeigen, dass Frauen systematisch diskriminiert werden.
«Der Grossteil der Menschheitsgeschichte beginnt mit einer Datenlücke». Es ist eine geschlechterbezogene Lücke, die sich in allen Lebensbereichen auswirkt. Beispielsweise wäre es wichtig, Frauen in der Stadt- bzw. Ortsplanung und Mobilität besser einzubeziehen, da sie rund 75 % der weltweiten, unbezahlten Care-Arbeit leisten. Das beeinflusst ihre Bedürfnisse in der Fortbewegung. Sie bringen die Kinder zur Schule, gehen dann zur Arbeit, begleiten später ein Familienmitglied zum Arzt, erledigen auf dem Heimweg die Einkäufe. Ein Mann fährt in der Regel zur Arbeit und wieder nach Hause.
Auch im Gesundheitsbereich gibt es Datenlücken, da Medikamente etc. oftmals nur an Männern erprobt werden – Frauen reagieren anders darauf, u.a. wegen des Zyklus.
Die Raumtemperatur ist für Männer eingestellt, weshalb Frauen immer frieren. Das lässt sich beliebig weiterführen.
Das erwähnte Buch behandelt Themen, die in Politik, Medien, Gesellschaft, Wirtschaft – einfach überall einbezogen werden müssen. Im Buch werden Ungerechtigkeiten genannt, die sich in der Welt tatsächlich prekär auf Frauen auswirken und zudem Kosten verursachen, die nicht sein müssten, würde man die Frauen berücksichtigen.
Seit ich das Buch gelesen habe, ist mir eine geschlechtergerechte Sprache in der Kommunikation für die Sensibilisierung sehr wichtig, wenngleich es nur ein ganz kleiner Puzzleteil ist. Das schreibe ich nicht als Frau, sondern als Mensch. 🙂 Wenn man dieses Wissen in Politik und Wirtschaft miteinbezieht, auch im Tun vorlebt und (via Medien) der Gesellschaft näherbringt, dann wirkt man mit, ein umfassenderes Bild zu zeichnen.
Autorin:
Silke Knöbl ist Prozessbegleiterin/Coachin und Kommunikationsspezialistin. Sie befasst sich vor allem mit Selbstwirksamkeit, (Bürger-)Beteiligung und Transformation. Weitere Blogbeiträge von ihr finden sich in Silky Way – das Impactblog.