SDGs – brauch ich das?

Schaffen wir es mit den SDGs der Vereinten Nationen, nachhaltiger zu wirtschaften?

von Silke Knöbl, Dezember 2019/Januar 2020

Auf 17 Nachhaltigkeitsziele und 169 Unterziele haben sich die Vereinten Nationen 2015 gemeinsam verständigt. Bis 2030 soll die nachhaltige Entwicklung aller Nationen mithilfe der Sustainable Development Goals (SDGs) vorangetrieben werden. Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit spielen dabei eine zentrale Rolle: Wirtschaft, Umwelt und Soziales. Was können Klein- und Mittelunternehmen dafür tun?


Sich mit den SDGs auseinanderzusetzen, braucht Aufmerksamkeit, Zeit, Geld – und ein Umdenken. Bislang galt der Grundsatz: Die Politik schafft die stabilen Rahmenbedingungen, die Unternehmen sorgen für Arbeitsplätze und sichern diese. Zudem erwirtschaften sie Gewinne und zahlen Steuern, die dann der Staat wiederum in die Rahmenbedingungen investiert.

Die Wirtschaft ist indessen globaler, vernetzter und verletzlicher geworden – mit entsprechenden Auswirkungen: Wer beispielsweise ganz im Westen an einer Schraube dreht, löst mitunter ganz im Osten Positives oder Negatives aus – oder umgekehrt. Von Ausnahmesituationen wie Pandemien ganz zu schweigen.

Unternehmen erzeugen Wirkung
Nachhaltiges Wirtschaften erfordert ein neues Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft auf dem Globus. Die SDGs betreffen demnach alle Menschen und vor allem Unternehmen (ob gross oder klein). Denn unternehmerisches Handeln heisst auch immer, Wirkung zu erzeugen – bestenfalls eine, die sich der planetarischen Grenzen bewusst ist.

Klein- und Mittelunternehmen leisten einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl, indem sie Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen. Aber es gibt noch mehr Bereiche, welche die SDGs direkt oder indirekt beeinflussen. Beispielsweise: Wie gut sind die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden? Wie wirken sich Produkte und Dienstleistungen sowie deren Lieferketten auf Mensch und Umwelt aus? Wie hoch ist die Qualität der Produkte und Dienstleistungen? In welchen Märkten und unter welchen sozialen, ökologischen und gesellschaftlichen Bedingungen ist das Unternehmen tätig? Wie nachhaltig denkt und handelt das Unternehmen? Zählt nur der schnelle Erfolg sowie der Profit oder denkt es langfristig in Generationen? Und was macht es mit Überschüssen? Reinvestiert es das Geld in Dinge, die lebensdienlich sind?

Aktiv werden
Wer sich mit den SDGs eingehender beschäftigt, merkt, dass sich viele Fragen und Handlungsfelder ergeben. Die SDGs sind aber auch nicht ganz widerspruchsfrei. Soziale und ökologische Ressourcen werden schneller ausgeschöpft als sie sich erholen können. Gleichwohl will man einen sehr hohen Lebensstandard (u.a. hohes Einkommen, Mobilität, Güterversorgung) erhalten. Und der Rest der Welt könnte einmal mehr auf der Strecke bleiben.

Deshalb müssen wir das System überdenken und ändern und die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen neu definieren. Gleichzeitig müssen wir uns als Klein- und Mittelunternehmen fragen, was die SDGs für uns bedeuten, welche Kernprozesse sie betreffen und welchen Beitrag wir für eine bessere, gerechtere Welt leisten können. Wie wirkt sich unser Handeln lokal, national und global aus?

Impulse für die Umsetzung
Folgende Massnahmen ermöglichen es Klein- und Mittelunternehmen, sich mit den SDGs auseinanderzusetzen und einen Überblick zu erhalten:

  • Was ist der eigentliche Zweck des Unternehmens und wie kann dieser zu einer nachhaltigen Entwicklung der Welt beitragen oder gar ein gesellschaftliches Problem lösen? Analysieren, 17 SDGs checken und prüfen, zu welchen UN-Nachhaltigkeitszielen man als Unternehmen einen Beitrag (welchen?) leisten kann, Handlungsgedanken ableiten und testen, Entwicklungsbedarf und Ziele bestimmen, Wirkung beobachten, reflektieren,  weiterentwickeln und vor allem messen.

Partizipatives Gestalten nutzt die kollektive Intelligenz. Mitarbeitende sind von Beginn an beteiligt und gestalten mit, wie die SDGs und damit nachhaltiges Wirtschaften im Unternehmen umgesetzt werden können. Partizipatives Gestalten ermöglicht nicht nur Transformation im Aussen, sondern auch im Inneren. Schliesslich geht es darum, dass jede Person Verantwortung übernimmt, um ihre und die Zukunft des Unternehmens gemeinsam zu gestalten und eine lebenswerte Welt für nächste Generationen zu erhalten.

Tipps: 
Sustainable Development Goals für und durch KMU – ein Leitfaden für kleine und mittlere Unternehmen
SDG-Brettspiel, um Kindern nachhaltige Ziele näherzubringen 

Bildquelle:
– Pexels
Regionales Informationszentrum Vereinte Nationen 

Autorin:
Silke Knöbl ist Prozessbegleiterin für partizipatives Gestalten mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sowie Kommunikationsexpertin. Sie befasst sich vor allem mit (Bürger-)Beteiligung und bringt auch demokratische Innovationen in Unternehmen, Schulen und Organisationen. Weitere Blogbeiträge von ihr finden sich in
Silky Way – das Impactblog

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