Wie ich als Prozessbegleiterin Räume dafür schaffe(n möchte).
von Silke Knöbl, Dezember 2024
In einer Welt, die sich ständig verändert, wird die Fähigkeit, gemeinsam Lösungen zu finden und Transformation zu gestalten, immer wichtiger. Als Prozessbegleiterin für partizipatives Gestalten und Transformation sehe ich meine Aufgabe darin, Räume zu schaffen, in denen Menschen nicht nur gehört werden, sondern auch wachsen können – individuell und kollektiv.
Partizipative Prozesse sind für mich weit mehr als ein Mittel, um Empfehlungen zu generieren oder Entscheidungen zu treffen. Sie sind eine Einladung, den Status quo zu hinterfragen, neue Perspektiven zu entwickeln und Veränderung zu erleben. Doch was macht diese Art von Prozessbegleitung aus? Und wie kann sie Transformation auf allen Ebenen ermöglichen?
Beteiligung als Motor für Veränderung
Die Essenz meiner Arbeit liegt in der Überzeugung, dass jeder Mensch das Potenzial hat, Teil der Lösung zu sein. Partizipative Prozesse, die ich begleite(n möchte), folgen daher zwei zentralen Prinzipien:
- Menschen befähigen, ihre eigene Stimme zu finden und sie in den Prozess einzubringen.
- Transformation nicht nur zu ermöglichen, sondern aktiv zu fördern – auf persönlicher, sozialer und systemischer Ebene.
Beteiligung und Transformation sind für mich untrennbar miteinander verbunden. Mein Ziel ist es, dass Menschen gestärkt, inspiriert und mit einem neuen Verständnis ihrer eigenen Rolle im System aus einem Prozess hervorgehen.
Was eine gute Prozessbegleitung ausmacht
Aus meiner Erfahrung gibt es mehrere zentrale Elemente, die einen partizipativen und zugleich transformierenden Prozess auszeichnen:
- Klarheit und Struktur schaffen
Damit Menschen sich auf einen Prozess einlassen können, brauchen sie Orientierung. Ich sorge dafür, dass die Ziele klar definiert sind, der Ablauf transparent bleibt und die Beteiligten wissen, was sie erwartet. Das schafft Vertrauen und sorgt dafür, dass der Fokus auf das Wesentliche gelenkt wird.
- Vielfalt einbeziehen
Ein guter Prozess lebt von unterschiedlichen Perspektiven. Ich achte darauf, dass alle eingeladen werden, sich einzubringen – unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Wissen oder ihrem sozialen Status. Dabei setze ich auf barrierefreie Formate, u.a. auf einfache und/oder Leichte Sprache und gezielte Ansprache, um eine möglichst breite Beteiligung zu ermöglichen.
- Vertrauen durch Transparenz
Transformation gelingt nur, wenn die Beteiligten dem Prozess vertrauen. Deshalb lege ich grossen Wert auf transparente Kommunikation: von der Rollenverteilung über Entscheidungsprozesse bis hin zur Frage, wie die Beiträge der Teilnehmenden berücksichtigt werden.
- Konflikte als Chancen begreifen
Jeder Prozess bringt unterschiedliche Meinungen und manchmal auch Spannungen mit sich. Für mich sind Konflikte keine Hindernisse, die wegmoderiert werden, sondern Gelegenheiten, tieferliegende Themen/Bedürfnisse ans Licht zu bringen. Mit Empathie und systemischem Blick schaffe ich einen Raum, in dem Konflikte nicht nur moderiert, sondern als Katalysatoren für Veränderung genutzt werden können.
- Methodische Vielfalt
Ob Dialogmethoden, kreative Workshops oder systemische Tools – jede Gruppe, jede Herausforderung und jede Dynamik braucht den richtigen Rahmen. Ich bringe eine breite Palette von Methoden mit und passe sie flexibel an, um den Prozess zu gestalten.
Transformation als Ziel
Der Kern meiner Arbeit liegt in der Schaffung von Räumen, die Veränderung ermöglichen. Das bedeutet, dass die Beteiligten durch den Prozess nicht nur neue Lösungen entwickeln, sondern auch persönlich wachsen. Transformation zeigt sich auf drei Ebenen:
- Persönliche Reflexion
Ich lade die Teilnehmenden dazu ein, ihre eigenen Werte, Überzeugungen und Verhaltensweisen zu hinterfragen. Indem sie ihre Rolle im grösseren System erkennen, entsteht ein neues Bewusstsein – eine Grundlage für nachhaltige Veränderung.
- Kollektive Veränderung
Partizipative Prozesse bringen Menschen zusammen, um gemeinsam Verantwortung zu übernehmen. Durch Co-Kreation entstehen nicht nur innovative Lösungen, sondern auch ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl und die Bereitschaft, diese Lösungen in die Welt zu tragen.
- Systemische Perspektive
Transformation bedeutet, das grössere Ganze zu betrachten. Ich helfe den Teilnehmenden, systemische Zusammenhänge zu verstehen und zu erkennen, wie sie gemeinsam grössere Veränderungen anstossen können.
Never Host Alone: Die Kraft der Zusammenarbeit
Eine gute Prozessbegleitung erfordert Teamarbeit. Kein Prozessbegleiter kann alles alleine bewältigen – und das muss er auch nicht. Ich arbeite daher mit anderen Facilitatorinnen, Experten und Partnerinnen zusammen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht nicht nur verschiedene Perspektiven, sondern auch kollegiales Feedback, das mir hilft.
Zeit für Transformation
Veränderung braucht Zeit – und ich sorge dafür, dass sie gegeben wird. Reflexionsphasen, Pausen und die Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu verarbeiten, sind für mich keine Verzögerungen, sondern essenzielle Bausteine. Transformation geschieht in dem Moment, in dem Menschen innehalten, nachdenken und neue Perspektiven in ihr Handeln integrieren.
Fazit
Als Prozessbegleiterin für partizipatives Gestalten und Transformation sehe ich meine Aufgabe darin, Menschen und Systeme in Bewegung zu bringen. Dabei geht es nicht nur darum, Beteiligung zu ermöglichen, sondern Veränderung anzustossen – mit Klarheit, Respekt, Persönlichkeit und dem Mut, auch in die Tiefe zu gehen.
Denn Transformation beginnt nicht mit grossen Entscheidungen, sondern in den Momenten, in denen Menschen neue Erkenntnisse gewinnen, alte Muster loslassen und gemeinsam das Hier und Jetzt gestalten. Diese Räume zu schaffen, ist für mich nicht nur eine Aufgabe, sondern eine Berufung, die sich aus meinem eigenen Transformationsprozess ergeben hat.
Was klingt bei dir an? Schreib mir gerne.
Bildquelle: Stiftung Zukunft – Mini-Werkstatt Lebensqualität 2023;
Prozessbegleitung durch Annemarie Felder und Silke Knöbl, in Zusammenarbeit mit der Stiftung Zukunft
Autorin:
Silke Knöbl ist Prozessbegleiterin, angehende systemische Coachin und Kommunikationsspezialistin. Sie befasst sich vor allem mit Selbstwirksamkeit, (Bürger-)Beteiligung und Transformation. Weitere Blogbeiträge von ihr finden sich in Silky Way – das Impactblog.